Bocholter Yachtclub zur Bundesligaqualifikation gemeldet

Training auf dem IJsselmeer professionell und hochkonzentriert

 

Bocholt 1. Mai, 2015, 00:01 - Der Deutsche Meister im FJ und Teamsprecher der Anfang des Jahres gegründeten Segel-Bundesligaabteilung des Bocholter Yachtclub, Thorsten Willemsen drückt auf Enter. Die Meldung zur Teilnahme an den Qualifikationsregatten zur 2.Deutschen Segelbundesliga, die am Freitag 9. bis Sonntag 11. Oktober 2015 auf der Flensburger Förde vor Glücksburg stattfinden wird, geht per Mail an den Deutschen Seglerverband. Zwar läuft der Meldezeitraum ein paar Wochen, aber offiziell gilt für die Zulassungen zur Qualifikation „first come, first serve“.

Da aufgrund des sehr erfolgreichen und attraktiven Segelformates, mit einem noch höheren Andrang für die Qualifikationsplätze zur rechnen ist als im letzten Jahr, wollte Willemsen ganz sicher gehen. Schließlich ist der Aufwand für eine angestrebte erfolgreiche Qualifikation sehr hoch, und es wäre schade, wenn es dann an einer zu spät eingesandten Meldung scheitert. Danach legt er sich kurz auf’s Ohr, denn bereits um 5 Uhr galt es wieder aufzustehen und ab zum IJsselmeer. Dort traf sich bereits um 8:30 der größte Teil des Yachtclub Liga-Teams zum Training.

 

Bei sonnigem Wetter wurden die zwei J70 Regattaboote, ausgestattet mit Kohlefaserrigg, zügig klar gemacht. Jeweils 4 Personen gehören zu einer Bootscrew. Der Rest des Teams ging auf das Motorboot, das Peter Wanders freundlicherweise zur Verfügung gestellt hatte. Das RIB (Motorboot) sollte während des ganzen Tages sowohl aus Sicherheitsgründen als auch für Coaching und Manöverkritik permanent in der Nähe der Regattaboote unterwegs sein. Zunächst aber wurden damit die Regattatonnen mit einem Abstand von ca. 3 Meter auf das Ijsselmeer verbracht. Dort wurde eine Regattastrecke ausgelegt. Der Regattamodus wird als UP and Down ausgetragen. Entsprechend wurde in Lee ein Gate gebildet, und die Länge des Kurses wurde in etwa so berechnet, dass in ca. 3-4 Minuten die Downwindstrecke bewältig werden konnte. Das entspricht in etwa der zu erwartenden Situation auf der Flensburger Förde.

 

Nachdem die Regattasegler ca. 1 h auf das Ijsselmeer hinausgekreuzt waren, wurde direkt mit den Trainingsläufen gestartet. Schnell entwickelten sich die als Übungsläufe gedachten Durchgänge zu heißen Rennen mit Matchraceniveau, bei denen jedes der Boote versuchte schon beim Start die bevorteilte Seite zu erwischen, bzw. für das andere Boot den Weg dorthin zu verschließen. Mit 4 Personen auf der Kante, da wird es bei einem 8-Meter Boot schon mal recht eng. Um so mehr galt es die Bewegungsabläufe so zu koordinieren, dass alle Beine zügig und ohne sich zu verknoten unter den Relingdrähten Außenborder gelangen. Lag einmal eines der Boote in Führung, wurde diese durch kontrollierendes Segeln bis zur Luvtonne verteidigt. Dann hieß es Gennaker hoch und auf Raumschiffs runter zum Gate. Bei Windstärken um 3-5 erreichten die schlanken Regattaboote in Gleitfahrt zwischen 10 und 11 Knoten. Immer wieder galt es vor dem Wind zu halsen, die optimalen Windwinkel zu finden und gleichzeitig möglichst den Schub der Wellen zu nutzen. Im spannenden Kampf vor dem Wind galt es möglichst auf Tiefe zu segeln und dabei nicht den Gegner aus den Augen zu lassen. Jede Böhe wird genutzt, um möglichst mit hoher Geschwindigkeit abzufallen und anschließend, um die Fahrt nicht zu verlieren, wieder leicht anzuluven.

 

Mit regelmäßigen Crewwechseln und -mischungen, auch zwischen den Booten, wurden die praktizierten Manöverabläufe jeweils analysiert, ausprobiert, verworfen oder optimiert. Letztlich muss es darauf hinauslaufen, dass alle Crews später in den Manövern den gleichen Bewegungsablauf praktizieren. Damit sind dann alle Crewmitglieder flexible einsetzbar und eine kurzfristige Teamzusammenstellung je nach Wetterbedingungen wird möglich.

 

Gegen Nachmittag frischte der Wind noch etwas auf. Bei reichlich Sonne wurde es so ein herrlicher Trainingstag und nach ca. 8 Stunden kontinuierlichem Training ging es unter Gennaker wieder retour Richtung Hafen. Beim Kreuzen im engen Fahrwasser und einem Wind, der nun auch schon mal auf 5 Bf hochging, rutschten die Boote mit mehr als 12 Knoten übers Wasser, kontrolliert – immer nahe am nächsten Sonnenschuss.

 

Gegen 18:30 Uhr waren alle bestens gelaunt zurück im Hafen und nach kurzer Manöverkritik ging es wieder ab nach Bocholt. Dort wird im Laufe der Woche das ganze Videomaterial aufbereitet und im nächsten Theoriemeeting im Seglerheim am Aasee werden die Manöverabläufe und das taktische Verhalten genauestens analysiert. Beim nächsten Segeltraining wird es dann darum gehen die Abläufe weiter einzuschleifen. Dazu ist geplant die Regattabahn auf ein notwendiges Minimum zu verkürzen, damit die einzelnen Manöver in ganz kurzen Intervallen hintereinander ausgeführt werden müssen. „Es wird noch ein langer, interessanter Weg, hoffentlich immer mit so guter Stimmung, bis wir an der Flensburger Förde stehen, aber dann wollen wir auf jeden Fall vorbereitet sein“, resümiert kurz vor der Abfahrt ein zufriedener Thorsten Willemsen.

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Thorsten Willemsen filmt vom RIB aus die Gennackermanöver auf den beiden J70.

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Matchrace unter Gennaker, beide J70 auf dem Weg zum Gate

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