Knapper geht’s nicht – nur 0,17 Punkte trennen das Team des Bocholter Yachtclub vom Podestplatz
Der vierte Spieltag der Segelbundesliga Saison 2023 auf dem Bodensee war geprägt von wenig Wind und sonnigen Temperaturen.
Konstanz, 15.09.2023 – Mit den motivierenden Worten „Die Windvorhersage sieht mau aus aber wir kriegen das hin.“ eröffnet der Wettfahrtleiter den vierten Spieltag der Segelbundesliga am Bodensee. Leichtwind und Bodensee ist durchaus eine bekannte Kombination für das Team des Bocholter Yachtclubs, bestehend aus Stefan Sundarp, Johannes Rösing, Anne Hengstermann und Kolja Paus.
Noch vor dem ersten Start am Freitag legt Vorschiffsmann Stefan Sundarp fest: „Bei wenig Wind und daher sehr wahrscheinlich nur wenigen Rennen ist jeder Fehler fatal. Daher gilt unser Motto: Stay out of trouble, hier besonders.“ Damit ist gemeint: Wenig Risiken eingehen, Kontrolle und Ruhe behalten.
Leichter gesagt als getan bei einer Regattabahn, die gerade einmal 15 Minuten lang ist und auf der ja auch noch fünf Konkurrenten um die besten Platzierungen segeln.
Die Bocholter kommen gut rein und legen am Freitag mit den Platzierungen 4 / 2 / 2 vor. Solide Starts, guter Bootsspeed und wenig Risiko inklusive dem nötigen Quäntchen Glück zahlen sich aus. Am Luvfass (der ersten Bahnmarke) ist es häufig eng aber das Team hat immer genug Platz und muss kein unnötiges Risiko eingehen, welches dann möglicherweise mit einem Strafkreis geahndet werden würde. Nach einer kurzen (Flauten-)Pause kommen noch zwei Rennen am Nachmittag hinzu. Leider verpatzt das Team im vierten Rennen den Start und kann sich so nur noch auf den fünften Rang retten. Den Flow hatten Sie aber nicht verloren, sodass im fünften Rennen direkt mit einem dritten Platz gekontert werden konnte.
Diese fünf Rennen schließen den ersten Tag in Konstanz ab. Bis dahin liegt der BOH-YC auf einem ordentlichen siebten Platz. Da man die letzten Events mit 11/9/10 abgeschlossen hatte ist die Stimmung am Abend sehr gut. Selbst Johannes Rösing (Trimmer), der eher Starkwind als Flaute liebt, sagt „Es hat mir heute sehr viel Spaß auf dem Bodensee gemacht. Ich hoffe es geht die nächsten Tage so weiter!“
Leider kam es dann nicht so. Am Samstag muss das Bocholter Team zwar drei Mal mit aufs Wasser fahren, wenn der Wettfahrtleiter Wind sieht, eine Wettfahrt kommt allerdings nicht zu Stande. Der Wind reicht einfach nicht aus. Naja, immerhin konnte das Boot als Schwimmplattform „zweckentfremdet“ werden, sodass die Segler nicht nur in der Sonne brutzelten.
Am Sonntag sieht es, zumindest in den Morgenstunden, mit entstehender Thermik besser aus. Das Bocholter Team ist bereits früh morgens motiviert, aber auch vorsichtig. Denn die Platzierungen 4-15 trennten nur wenige Punkte. Ein Fehler und es droht ein Zurückfallen bis auf Platz 15. Ein gutes Rennen würde stattdessen einen Platz in den Top fünf ermöglichen. Es gilt also „Nerven behalten“.
Um so mehr gilt auch heute das Motto des Teams „Stay out of trouble!”. Denn eins ist klar, viele Rennen wird es heute nicht mehr geben. Im sechsten Rennen kann das Team an die Leistung aus dem Freitag anknüpfen und fährt einen soliden dritten Rang ein. Damit stabilisiert sich das Team in den Top sieben des Feldes. Aber noch ist alles offen.
Im siebten Rennen motiviert Taktikerin Anne Hengstermann noch einmal ihr Team „Wir machen genauso weiter wie bisher. Gut am Start wegkommen, aktiv umtrimmen und ruhig bleiben. Es ist noch alles offen.“
Das letzte Rennen hat das Team am Start einen guten Riecher und sieht, dass die drei Lee Boote zu früh an der Linie ankommen werden und eine Unterwendung daher schlecht wäre. Man entscheidet sich in letzter Sekunde hinter den Booten durchzustechen und doch am Startschiff (Luvseite der Linie) zu starten. Danach läuft zunächst alles wie geplant. Das Team kontrolliert vier von fünf Gegnerschiffen bis zur ersten Tonne. Als zweite Runden sie die erste Bahnmarke direkt hinter dem einzigen nicht kontrollierten Boot. „Die schnappen wir uns noch!“ motiviert Johannes Rösing sein Team auf dem ersten Downwind Schlag. Der Abstand nach hinten ist an der zweiten Tonne bereits so groß, dass das Team angreifen und den Zweikampf um die Führung eingehen kann. Kurz vor der Luvtonne fällt dann die Entscheidung. Das Bocholter Team entscheidet sich zunächst hinter dem führenden Boot durchzufahren, da man gesehen hatte, dass dieses noch keinen Anlieger zur Tonne hatte und daher noch einmal Wenden muss. Damit ist klar: Wenn die nächste Wende der Bocholter sitzt, haben sie Vorfahrt an der Tonne. Und so kommt es dann auch. Das gegnerische Boot versucht vergeblich sich noch zwischen die Bocholter und die Tonne zu quetschen. Ein klarer Regelverstoß, den die Wasserjury sofort ahndet und das gegnerische Boot zu einem Strafkreis zwingt. Damit liegen die Bocholter auf dem letzten Schenkel in Führung und brauchen nur noch zwischen Gegner und Ziel bleiben, um den verdienten Laufsieg nach Hause zu holen. Nach dem Zieldurchgang freut sich das Team und jubelt. Ein Laufsieg ist immer etwas Besonderes.
Steuermann Kolja Paus sagt dazu: „Unsere Kommunikation an Bord war genial. Bei diesen Bedingungen ist es extrem wichtig die Augen und Ohren immer offen zu halten. Sobald jemand eine Böe oder eine Veränderung auf dem Wasser erkennt, muss jeder informiert werden. Nur so kann das Zusammenspiel von Strategie (fahren nach Wind) und Taktik (Wasserschach gegen andere Boote) funktionieren.“
Am Ende des Spieltages erreicht das Team des Bocholter Yachtclub damit den vierten Rang. Das beste Saisonergebnis bisher. Kleiner Wermutstropfen: Von einem Platz auf dem Podest trennen das Team nur 0,17 Punkte. Knapper geht’s nicht! Dennoch ist das Team hochzufrieden mit diesem Ergebnis.
Mit dem vierten Platz schiebt sich der BOH-YC vor dem Finale in Hamburg in der Gesamtrangliste auf Platz zehn vor, punktgleich mit Platz acht.
Der nächste und letzte Spieltag der Segelbundesliga findet vom 19. – 21. Oktober in Hamburg auf der Außenalter statt.
Bilder: Credit DSBL / Julius Osner