NL-Meisterschaft 2009

Am 3. und 4. Oktober 2009 fand in Holland auf den niederländischen Loosdrechter Plassen die offene niederländische Meisterschaft im Flying Junior statt.

 

Auch Thorsten Willemsen und ich (Gaby Feldberg), beide vom Bocholter Yachtclub, packten unsere Sachen und fuhren nach Holland einem windigen Wochenende entgegen. Die Wettervorhersagen versprachen bis zu 8 Windstärken.

 

Am Samstag, dem ersten Regattatag, ließ die Regattaleitung nur einen Lauf starten, da diese in den Böen bis zu 7 Windstärken feststellte und der Wind noch weiter zunehmen sollte.

 

Im ersten Lauf ersegelten Thorsten und ich einen 4. Platz. Bis zur Zielkreuz waren wir den ersten beiden Booten (de Jong/Pothuis und Sol/Gründken) nah an den Fersen. Ist man jedoch bei dem Wind einmal unachtsam oder segelt zu riskant, geht man sofort baden. Genau das ist uns passiert, und wir kenterten kurz vor dem Ziel, was uns einen Platz kostete.

 

Aber nicht nur wir hatten Probleme bei Windstärke 5-6, viele Teams sind mehr als 2-mal gekentert. Deswegen war es eine gute Entscheidung, an diesem Tag nur einen Lauf zu segeln, sonst hätte es vielleicht noch Verletzte gegeben.
Dafür konnten wir Segler uns noch „auf den Brettern, die die Welt bedeuten“, beim Bowling, messen. (Ich persönlich habe fast jedes Mal die Kugel geschickt an den Pins vorbeigeschleust!)

 

Am nächsten Tag hatte die Regattaleitung ein strammes Programm geplant. Mit vier Wettfahrten wusste jeder Segler schon im Voraus, dass es am nächsten Tag Muskelkater gibt, denn schließlich waren es immer noch 4-5 Windstärken. Thorsten und ich kamen jedoch gut mit der einen Windstärke weniger klar und ersegelten im 2. und 3. Lauf je einen 2. Platz. Einmal war das zu dem Zeitpunkt erstplatzierte Team de Jong/Pothuis vor uns, und beim anderen Mal kam das Team Riffeler/Dragon als erstes durchs Ziel. Dieser Sieg hat ihrem Boot jedoch die Fockklemmenhalterung gekostet. Auf dem letzten Schlag riss die Halterung aus dem Deck heraus. Sie konnten den Lauf noch gewinnen, mussten dann jedoch das Boot wechseln.

 

De Jong/Pothuis, unsere schärfsten Konkurrenten, kamen verspätet zum Start und konnten bis zum Ziel nur bis auf den 4. Platz aufholen.

 

Nach dem insgesamt 3. Lauf war es demnach für Thorsten und mich noch möglich die Regatta zu gewinnen, jedoch nur, wenn wir in den beiden letzten Läufen vor de Jong/Pothuis und wenigstens als zweiter finishen würden.

Im insgesamt vierten Lauf führten wir nach der ersten Kreuz knapp vor unseren Verfolgern. Auf dem Halbwindkurs konnten wir unter Spinnaker einen guten Vorsprung ersegeln. Bei den starken Böen überlegten manche 2 mal, ob sie den Spie ziehen sollten. Bei uns hieß es: sichere Position im Boot finden, konzentrieren und losfliegen. Somit konnten wir den vierten Lauf mit einem Sieg verbuchen, sogar zwei Plätze vor de Jong/Pothuis.

Jetzt waren wir punktgleich mit ihnen. Es entschied sich also im letzten Lauf, welches Team holländischer Meister werden sollte.

 

In der Startkreuz des fünften und letzten Laufes führten wir wenige Meter vor de Jong/Pothuis. An der Luvtonne bewirkten kleine Fehler im Steuern und Ausführen des Tonnenmanövers, dass de Jong/Pothuis uns überholten. Beinahe wären wir ihnen noch ins Boot gefahren, was jedoch Gott sei Dank nicht geschah, sonst hätte sich damit die Regatta entschieden.

 

Somit begann für uns die Verfolgungsjagd und vom Ehrgeiz gepackt, versuchten wir den beiden, wo es nur ging, den Wind zu stehlen, oder taktisch bessere Manöver zu segeln.

Die letzte Tonne vorm Ziel passierten wir nahezu gleichzeitig, jetzt hieß es, keine Fehler zu machen und jeden Winddreher und jede Böe richtig auszusegeln. Für welche Taktik soll man sich entscheiden, mehr Höhe oder mehr Geschwindigkeit fahren?

 

Tatsächlich gelang es uns wenige cm vor de Jong/Pothuis zu segeln, aber sicher war noch nichts. Ich merkte die bisher gesegelten Läufe in meinen Muskeln und die 4-5 Windstärken erforderten bis zu letzt hohe Konzentration und bargen immer das Risiko einer Kenterung. Auf den letzten 100 Metern vorm Ziel bekamen wir einen glücklichen Winddreher und die Entscheidung auf Höhe zu fahren, anstatt auf Geschwindigkeit, zahlte sich aus. Wir gingen als erstes durch das Ziel und können uns holländischer Meister 2009 nennen.

 

Thorsten erhielt noch einen zusätzlichen Preis, da er in bestimmten ausgewählten Regatten (in Holland, Deutschland und Belgien) von den an diesen Regatten teilnehmenden Seglern am besten abgeschnitten hatte. Dieser Wanderpokal wird seit den 70er Jahren verliehen und es ist eine Ehre, sich neben erfolgreichen Seglern wiederzufinden.

Ich persönlich bin Stolz auf die spannende Regatta und den hart erkämpften Titel, und es wird noch ein paar Tage dauern, bis ich meinen Muskelkater kuriert habe.

 

Text: Gabi Fleldberg

 

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