WM-Ausscheidung 2011

Jan Wanders aus Kleve 5. der WM-Ausscheidung. Segel-WM der internationalen Cadet-Klasse in Kühlungsborn an Ostsee vom 27.Juli bis 05. August.

 

Jan Wanders aus Kleve 5. der WM-Ausscheidung. Segel-WM der internationalen Cadet-Klasse in Kühlungsborn an Ostsee vom 27.Juli bis 05. August.

 

Jan Wanders (aus Kellen) & Rik Kemperman (aus Westervoort) sind 5. der deutschen WM-Ausscheidung. Sie sind Mitglied des Bocholter-Yacht-Clubs und des WSV-Giesbeek.

Steuermann Jan Wanders, Geburtsdatum 17.07.1997, zur Zeit 13 JahreVorschoter Rik Kemperman (bedient Fock und Spinnacker), Geburtsjahr 1998, zur Zeit 12 Jahre

 

Informationen zur WM, zu den WM-Ausscheidungsregatten, das Endergebnis der Ausscheidung, zum Bootstyp usw. finden Sie auf www.cadetclass.de

 

Der Cadet ist eine internationale Jugendklasse, welche unter Leitung der Welt-Segelorganisation ISAF jährlich Weltmeisterschaften organisiert. Jugendliche dürfen hierin Regatten segeln bis zu dem Jahr, in dem sie 17 werden.

 

Die deutsche WM-Ausscheidung 2011 bestand aus 3 Veranstaltungen

  • 03.04.-04.04. Prenzlau
  • 30.04-01.05. Warnemünde
  • 14.05.-15.05. Geierswalde

 

Bei allen Veranstaltungen wurden jeweils 6 Einzelläufe gesegelt.
Gesegelt wurden Dreiecks- und Trapezkurse.

Die Bahnlänge wurde bei den jeweiligen Windbedingungen so angepasst, das jede Regatta ca. eine Stunde dauert. An den Samstagen wurden jeweils vier Läufe gesegelt und am Sonntag noch zwei.

 

Samstags waren die Segler dabei von ca. 9.30 Uhr bis ca. 17.30 auf dem Wasser.

Der Ablauf bestand dann aus Anfahrt zum Regattagebiet, ca. 1 Stunde Revier erkunden, Segeltrimm anpassen, Manöver trainieren, Windbedingungen insbesondere Winddrehungen und Böenrhythmus herausfinden, 4 Regatten, dazwischen meist eine 3/4 Stunde Pause bis zur nächsten Startvorbereitung, Rückfahrt zum Hafen.

Die Schot des Großsegels kann beim Cadet nicht in einer Klemme belegt werden und wird  praktisch die ganze Zeit aus der Hand gefahren. Da sowohl in Prenzlau als auch vor Warnemünde Windstärke 5 bis 6 herrschte war dies für die Steuerleute eine ganz besonders harte Tortur.

An den deutschen Regatten der WMA nahmen insgesamt 60 deutsche Teams teil.

 

Die Endergebnisliste der WMA finden Sie auf www.cadetclass.de/news/wm2011/wma_final.pdf

 

Alle 18 Einzelergebnisse wurden addiert und danach die schlechtesten 5 Ergebnisse gestrichen. Die blau gekennzeichneten Teams sind Geburtsjahr 1997 und jünger. (Für diese jungen Teams galt, dass auch ein 13. Platz für die WM-Ausscheidung gereicht hätte und dann der zehnte der WMA herausfällt. Über diesen Modus verdrängte das junge 11. Team der WMA die Zehnten. der Wertung).

 

Zur seglerischen Entwicklung:
Jan Wanders segelte von 2006 bis 2008 als Vorschoter bei Maurice Bakker aus Deventer unter niederländischer Flagge. Größte Erfolge waren die WM Teilnahme 2007 (Platz 54.) und 2008 (Platz  11) sowie der Gewinn der niederländischen Meisterschaft 2008.

Einige Male segelte er als Vorschoter seines Vaters ( u. a. Gewinn der deutschen Meisterschaft 2008 und der niederländischen Meisterschaft 2010 in der internationalen FJ-Klasse).
Seit Anfang 2010 steuert Jan selbst einen Cadet.

 

Rik Kemperman fand im Mai 2010 als Vorschoter zu Jan. Er kommt aus der Jugendausbildung des WSV-Giesbeek, südöstlich von Arnheim.

Bei einer Jugendregatta klickte es zwischen diesen beiden Jungen. Sie segeln seitdem als Team gemeinsam Regatten.
Betreut und trainiert werden Jan und Rik von Peter Wanders, Jans Vater. Er leitet gemeinsam mit einem niederländischen Freund die Cadet-Regattaausbildung in Giesbeek. Neben Jan und Rik werden sich wahrscheinlich noch 2 niederländische Teams aus dieser Gruppe für die WM qualifizieren.

 

Für das Team Jan und Rik stellen die Ergebnisse der drei WM-Ausscheidungsregatten den bisherigen Höhepunkt dar. Sie waren zur ersten WMA in Prenzlau angetreten um zu schauen, ob sie überhaupt unter die ersten 10 Teams segeln können.

 

Auf der Anreise nach Prenzlau hörten wir im Radio von dem Massenunfall bei Rostock mit 80 Fahrzeugen und 8 Toten ca. 100 km nördlich von unserer Regatta verursacht durch einen Sandsturm. Es war mit Starkwind zu rechnen für den nächsten Tag.

Die erste Regatta begann für Jan und Rik dann auch dramatisch mit einer Kenterung. Danach fuhren sie ein unglaubliches Aufholrennen auf Platz 8 ins Ziel. Das war gut fürs Selbstvertrauen. Nach 6 Läufen stand in Prenzlau Platz 7 zu Buche.

 

In Warnemünde reisten 10 der gemeldeten Teams aufgrund der Temperatur- und Windvorhersage erst gar nicht an. Die Tageshöchstwerte betrugen dort am Samstag 10 und am Sonntag bei 6 Windstärken aus Nordost 6 Grad. Dabei entstand eine Welle von bis zu 2,00 m Höhe. Extrembedingungen für die jungen Segler. 5 Lagen Kleidung unter dem Trockenanzug mit wasserdichten Manschetten an Füssen, Händen und Hals sorgten für ausreichende Körperwärme. Am Ende dieser Serie waren sie 9. und immer noch 7. der WM-Auscheidung.

 

In Geierswalde herrschten dann Leicht- bis Mittelwindbedingungen.
Jan und Rik konnten ruhiger segeln und feststellen, dass sie bei diesen Bedingungen meist das schnellste Team waren. Durch fehlende Erfahrung beim Start, bei der Planung der Kreuzkurse und bei Tonnenmanövern mit mehreren Booten verloren sie aber oft viele Plätze. Normal für ein junges recht unerfahrenes Team. Es reichte aber für einen tollen 3. Gesamtplatz .

 

Absoluter finaler Höhepunkt war dabei der Gewinn des letzten Laufes, wobei sie das führende Team buschstäblich auf dem letzten Meter überholten.

Das Gefühl bei der Siegerehrung oben auf dem Treppchen zu stehen bezeichnete Jan später als schönsten Moment des Wochenendes.

 

Das Gefühl durfte er mit Rik gleich zweimal auskosten, denn anschließend an die Siegerehrung der Geierswalder Regatta fand auch die Übergabe der Nominierungsurkunden an die Teams statt, welche sich für die WM qualifiziert haben.
Mit dem Ergebnis in Geierswalde schoben sich Jan und Rik in der WMA auf den 5.Platz vor  und drängelten sich stolz mit den übrigen 9 Teams auf dem Treppchen.

 

Cadet - WM 2008

Jan Wanders erreicht mit seinem Steuermann Maurice Bakker einen 11. Platz bei der Cadet-WM 2008 vor Medemblick - Ijsselmeer.

 

Maurice Bakker: Steuermann
16 Jahre, wohnhaft in Deventer, Niederlande
Mitglied des WSV Giesbeek nahe Arnheim

 

Jan Wanders: Vorschoter
11 Jahre, wohnhaft bis Februar 2006 in Lathum, Niederlande und danach in Kleve-Kellen, besucht nun die 6. Klasse des Konrad-Adenauer-Gymnasium in Kellen, Mitglied des WSV Giesbeek und Bocholter Yacht Club
Spricht fliessend niederländisch und deutsch
Saß als vierjähriger erstmals im Optimisten.
Seit 2 Jahren Vorschoter bei Maurice Bakker

 

Der Cadet ist eine internationale Einheits-Jugendklasse mit strengen Vermessungsvorschriften wodurch Chancengleicheit, Langlebigkeit und Bezahlbarkeit der Boote gewährleistet wird.

Viele Segelclubs haben eigene Cadets, in der BRD insbesondere in den neuen Bundesländern.
Er darf gesegelt werden bis zu dem Jahr, in dem man 17 wird.
Es findet jährlich eine Weltmeisterschaft statt.
Jedes Land darf hierzu 7 Teams anmelden. (Dieses Jahr 81 Teams)
Neben der WM findet parallel eine Promotional-Regatta statt (Dieses Jahr 97 Teams).
Jacques Rogge (IOC-Präsident) war Cadet-Weltmeister im Jahr 1959.
Viele Olympiasieger begannen ihre Laufbahn in diesem Boot.
Das Boot hat Großsegel, Fock und einen Spinnaker
Die Boote werden als Knickspanter gebaut. Heute aus glasfaserverstärktem Kunststoff, früher aus wasserfest-verleimten Sperrholz. Die Holzboote sind heute immer noch konkurrenzfähig.
Insgesamt wurden weltweit für Regatten beinahe 10.000 Boote vermessen.

 

Harum Scarum  (englisch = überstürzt / leichtsinnig / unbedachter Tollkopf)Segelnummer NED 8515. Das Boot wurde 1992 in England aus Sperrholz gebaut. Hat auch heute noch Minimumgewicht. Gilt als schnelles Boot mit vielen Erfolgen. U.a. Gewinn der WM 2005.
Dieses Boot wurde im vergangenen Winter gekauft.

 

Entwicklung Maurice und Jan:
Im Spätsommer 2006 suchte Maurice einen neuen Vorschoter.
Ihre Väter Roel Bakker und Peter Wanders kennen sich aus der internationalen FJ-Klasse.
Jan fuhr probeweise bei Maurice als Vorschoter. Es klickte zwischen den beiden. Erster Erfolg war die Qualifikation zur Weltmeisterschaft 2007. Hier belegten sie Platz 59.

Im vergangenen Winter wurde an fast jedem Wochenende trainiert, teils alleine, teils mit der gesamten niederländischen Gruppe. Das Wintertraining wurde geleitet durch den langjährigen Klassentrainer Sven Oosterbaan und Peter Wanders.

 

Im Frühjahr kamen Annelies Thies und Carolien Heerema als Trainer hinzu. Sie waren bei den olympischen Spiele in Athen Vierte in der Yngling-Klasse und dieses Jahr knapp in der Qualifikation gescheitert.
Trainiert wurde dabei wenn möglich auf dem Ijsselmeer, da dort die diesjährige Weltmeisterschaft stattfand. Dabei musste morgens auch mal erst das Eis im Hafen durch kleine Motorboote zerschnitten werden.
Die Qualifikation zur WM begann Ostern bei viel Wind und Schneeschauern und endete im Mai mit der niederländischen Meisterschaft.

Maurice und Jan belegten Platz 4 in der Qualifikation, gewannen dabei aber am Ende die niederländische Meisterschaft auf dem Ijsselmeer in Workum.

 

Pfingsten gewann Jan mit seinem Vater die deutsche Meisterschaft im FJ.
Als letzte Vorbereitungsregatta wurde Anfang Juli auf der Nordsee bei Nieuwpoort eine internationale Regatta gesegelt. Hier belegten sie Rang  9. Für die WM erhofften wir daher eine Plazierung rundum den 25. Platz.
Mitte Juli nahmen Maurice und Jan auf persönliche Einladung noch an einem Trainingslager der Belgier in Medemblik teil.

 

Die WM

Anreise nach Medemblik am Freitag, 25. Juli. Mehrere Tage Training mit allen niederländischen Teams.
Vom 30. Juli  bis 1. August fand die Kontrollvermessung aller teilnehmenden Boote statt.
In dieser Phase wurden durch Maurice und Jan auch die Unterseite des Bootes letztmalig auf Kratzer kontrolliert, gespachelt, geschliffen und poliert.

 

Am Freitag, 1. Juli fand dann das Practice-Race statt. Bei dieser für sie misslungenen Generalprobe wurden Jan und Maurice 52.. Das Lampenfieber war danach wohl gesenkt.

Von Samstag 2.August bis Freitag 8.August waren 12 WM-Läufe geplant.
Hiervon konnten am Donnerstag 2 Läufe wegen Unwetterwarnung nicht gesegelt werden.
Von den gewerteten 10 Läufen wurden bei jedem Team die beiden schlechtesten gestrichen und der Rest aufaddiert. Jeder Lauf hatte eine Länge von ca. 70 Minuten.

Als Favoriten galten die im vorigen Jahr stark dominierenden Argentinier und Polen, sowie die britischen und belgischen Teams.

Während der WM wurden die niederländsichen Teams strategisch betreut durch Petronella de Jong (ebenfalls Teammitglied bei Annelies Thies) sowie Huub de Haar, einem erfahrenen Segler, welcher die niederländischen Yngling Frauen in die Weltspitze aufbaute.
Für Bootstrimm und Bootshandling wurden die NED-Teams durch Sven Oosterbaan und Peter Wanders betreut.

 

Regattatag 1:

Nach einem 16. Platz im ersten Lauf lagen Maurice und Jan im zweiten Lauf in der Spitzengruppe, als sie von der Jury wegen unerlaubten Pumpens verwarnt wurden und 2 Strafkreise fahren mussten. Dies warf sie weit zurück und die entstandene Verunsicherung führte zu Platz 41 im Ziel.

 

Regattatag 2:

Maurice und Jan gingen zwar verunsichert aufs Wasser, fuhren bei Starkwind aber einen 11. und 6. Platz und kletterten auf einen für uns erstaunlichen 11. Gesamtplatz der Zwischenwertung.

 

Regattatag 3:

Ebenfalls Starkwind. Nach Platz 19 und 16 vermuteten wir den Verlust einiger Plätze, aber da andere Teams sehr unkonstant fuhren weiter Platz 11 der Gesamtwertung. Es zeichnete sich ein unerwarteter Erfolg ab.

 

Layday, Pausentag am Dienstag. Besuch des Zuiderzeemuseums in Enkhuizen.

 

Regattatag 4:

Mittelwind. Leicht pendelnd in der Richtung mit einzelnen unvorhersagbaren Windbahnen. Platz 36 und 44. Absacken auf Platz 19 der Zwischenwertung. Aufbau des Teams mit dem Hinweis, dass an diesem Tag alle Top-Ten-Plazierten ebenfalls mindestens ein Streichergebnis fuhren, und, dass man weiterhin deutlich über dem angepeilten Ziel (Platz 25) liegt.

 

Regattatag 5:

Am Vormittag zog ein schweres Unwetter mit Sturmböen über Medemblik. Da das Wetterradar weitere Unwetter im Süden der Niederlande zeigte, hielt der Veranstalter alle Teilnehmer im Hafen.

 

Regattatag 6, Finale

Mit Rang 9 im neunten Lauf verbesserten sich Maurice und Jan auf Rang 17 der Gesamtwertung. Im letzten Lauf nahm der Wind zu auf Windstärke 7, dem maximal für Jollen segelbaren Wind. Viele Teilnehmer fielen aus, kenterten und verloren viele Plätze. Jan und Maurice fuhren auf  Platz 8 und schoben sich damit wieder nach vorne auf Rang 11 der Gesamtwertung.

 

Zu unserem Erstaunen hatten sie hiermit alle argentinischen und polnischen Teams geschlagen.
Weltmeister wurden zu unserer Freude die Belgier Quinten Lauwers und Nele De Munck, welche in diesem Jahr viele Wochenenden mit uns trainiert und gegen Maurice und Jan gesegelt hatten. Quinten hatte Maurice und Jan persönlich zu dem belgischen Training vor der WM in Medemblik eingeladen.

 

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