Der BOH-YC auf allen Meeren
Als der Yachtclub segeln lernte
Nach der Gründung des BOH-YC waren Ausbildung und Erfahrung sammeln angesagt.
Die „de Baas" mit ihrem Skipper Georg Büdding war regelmäßig unterwegs, um das theoretische Wissen in die Praxis umzusetzen. Dabei lernten wir fast alle friesischen Inseln von Sylt bis Texel kennen; auch Helgoland konnte mit rwK 64 ° N nie verfehlt werden.
Meine Logbücher aus der alten Zeit weisen erstmals 1975 einen größeren Törn über die Nordsee nach Norwegen aus, wobei das gefürchtete Skagerrak glatt wie ein Kinderpopo war und sich das Mondlicht im ungekräuselten Wasser spiegelte. Erst auf dem Rückweg zeigte dann Rasmus, wie es auch anders sein kann, so dass wir uns bei Thyborön in den Limfjord retteten.
Die Navigation fernab der Landsicht beruhte damals auf genauem Koppeln und Funkpeilungen mit relativ primitiven Geräten; unseren Bemühungen mit dem Sextanten trauten wir bei dem fast immer bewölkten Himmel auch nicht sehr. – GPS wurde noch nicht einmal im Techniklexikon 1985 erwähnt. – So stieg bei jedem Landfall der Adrenalin-Spiegel gewaltig an in der Erwartung, das Ziel mehr oder weniger weit entfernt im Glas zu erkennen. –
1978 stellte der Skipper Georg Büdding die neue „de Baas II", einen Motorsegler vom Typ LM 32 in Dienst. Nach intensiver Vorbereitung starteten am 18.Mai 1979 die Skipper Horst Framke, Claus Roskamp, Willi Hengstermann, Dagobert Sanders und Töne Stöttelder zu einem Hochseesegeltörn mit dem Ziel: Thorshavn auf den Faröer-Inseln.
In Thorshavn erzählte uns der Hafenmeister, dass die Faröer-Inseln jährlich nur von etwa 10 Yachten angelaufen werden, die auf dem Weg nach Island waren. Diesem Beispiel konnten wir aus Termingründen nicht folgen; vielmehr verließen wir am Abend des 27. Mai Thorshavn in Richtung Shetland-Inseln.
Diese erreichten wir nach schneller Fahrt bei 7 bis 8 Bft. aus NNE und beschlossen, weniger stürmisches Wetter abzuwarten. Diese Geduld hatte eine norwegische Crew nicht; sie lief einen Tag vor uns aus und setzte ihr Schiff in der Einfahrt zum Sognefjord auf die Felsen. Die Mannschaft wurde mit einem Hubschrauber geborgen, die Yacht als Totalverlust abgeschrieben.
Für uns bescherte das Kennenlernen der norwegischen Crew noch besondere Glücksgefühle. Denn am Pfingstsonntag morgens gegen 9 Uhr holte uns einer aus der Crew, ein junger Reederssohn aus Bergen mit seinem Wasserflugzeug am Schiff ab und flog mit uns fast zwei Stunden über die Fjorde und Gletscher – ein unvergessliches Erlebnis, das sich keiner von uns entgehen ließ.
Am 5. Juni verließen wir abends die norwegische Küste mit Kurs: Heima
Unter dem 12. Juni steht im Logbuch: 21.45 Uhr. Lemmer - Tacozijl fest! Ein Törn gehts zu Ende - 2.271 sm liegen hinter uns - fünf Männer - ein schönes, starkes Schiff.
Die tollen Erlebnisse, die natürlich an den Stammtischabenden weitergegeben und diskutiert wurden, weckten bei vielen Clubmitgliedern Lust auf ähnliche Erfahrungen. In den folgenden Jahren wurden daher Pläne geschmiedet, weitere Zielhäfen mit mehreren Yachten gleichzeitig anzusteuern.
...zum Great-Barrier-Reef mit Rückkehr über Neuseeland, Tahiti und Los Angeles nach old Germany.
Als 1990 in Deutschland das übliche Novemberwetter seinen Einzug hielt und der Club sein 20- jähriges Bestehen mit der Kreation des Songs "Good – bye Sailor"feierte, machten sich 3 – damals noch junge – Männer zu ihrem ersten Tripp "Round the World" auf:
Hans Joachim Kraft wollte seinen Schulfreund Lothar Haschke in Sydney besuchen aber nicht allein die weite Reise machen. Es bedurfte „großer Überredungskunst" ...., dann flogen Klaus Vogel und Udo Engelhardt mit. Den Rest der Crew trafen wir in Australien und segelten eine Woche in einer Umgebung, die man ohne Übertreibung paradiesisch nennen könnte.
Mit einem Wasserflugzeug, das uns von der ankernden Yacht abholte, machten wir einen Schnorcheltripp zum berühmtesten Tauchgebiet - dem Great-Barrier-Reef. Anschließend ging es eine Woche mit Rucksack, Bus und Flieger durch und über rotes Land und riesige Salzseen nach Alice Springs, Ayers Rock, die Blue Mountains und zurück nach Sydney mit all seinen Sehenswürdigkeiten.
Der Rückflug nach Osten oder Westen wäre gleich lang gewesen und so wählten wir die östliche Route mit einem Stopp auf Neuseeland und seinen Geysiren.
Auf Tahiti besuchten wir Freunde von Klaus Vogel und ließen uns auch die berühmte Bounty Bay nicht entgehen. Sie ist wirklich die schönste natürliche Filmkulisse, die wir jemals gesehen hatten. Leider verhinderte der Zeitplan ein längeres Verweilen.
In L.A. am Strand von Malibu war ein letzter Zwischenstopp angesagt und dann empfing uns Frankfurt Airport mit Regen und Schnee.
So nah liegen Traum und Wirklichkeit nebeneinander, und für den nächsten Törn wünschen wir uns und allen anderen für ähnliche Reisen genügend Zeit, um solche Erlebnisse auch richtig genießen zu können.
Seit Anschaffung der Clubyacht ist es schon fast Tradition...
...dass fleißige Helfer die Bokelt vor den Sommerferien in die Ostsee verlegen. Wechselnde Crews erkunden bei unterschiedlichen Törns traumhaft schöne Segelreviere, wie z. B. die dänische Südsee, Skagerrak, Fünen oder östliche Routen, wie Hiddensee und Rügen. Sogar Bornholm wurde in einer 18stündigen Fahrt erreicht.
Ein besonderes Erlebnis ist die Hafenatmosphäre mitten in der Großstadt Kopenhagen, und als Kontrast die
einsame Dyvig-Bucht auf Fünen.
Bei Ostseetörns sei vor Quallenfeldern, Katamaran-Fähren und Untiefen gewarnt.
Im Laufe der Jahre haben sich auch die Frauen als Seefahrer durchgesetzt:
Auf der „Balaton" von Heinz und Anne Vorholt unternahm 1975 erstmals eine Frauencrew einen Segeltörn. Anne Vorholt, Gisela Kroesen, Marianne Hautzinger und zwei weitere weibliche Crewmitglieder segelten von Sloten über das Seengebiet der Friesischen Meere.
Im A-Kurs 1989 überredeten die Schülerinnen Irmgard Baumhus, Ute Gehrke, Rafaela Hengstermann, Doris Redder und Maria Robert ihren Ausbilder Rudi Brügge spontan zu einem „Amazonentörn", zu dem er sich im Jahre 1991 endlich durchringen konnte. Selbst Schwangerschaft war für die entschlossenen „Amazonen" kein Hindernis!
Der Amazonentörn wurde in den darauf folgenden Jahren selbstverständlich wiederholt. Aufgrund der Nachfrage mussten auch die Crewmitglieder hin und wieder ausgetauscht werden.
Um das anfänglich für ein verlängertes Wochenende geplante Unternehmen auf eine ganze Segelwoche ausdehnen zu können, entschloss sich die inzwischen eingespielte Crew zum BR-Kurs mit Törn. Das führte zwangsläufig zu einer selbständigen Frauencrew ohne Skipper Rudi (er trauert heute noch)!
Seit dem war unsere Frauencrew jedes Jahr wieder in der Muttertagswoche meist auf dem Ijsselmeer zu Hause. 2005 war sie mit eine der ersten Crews, die unsere neue Finngulf vor Helsinki testen durfte. Das 10-jährige Bestehen wird in diesem Jahr auf der Ostsee gefeiert.
Es ist Herbst 1997 und wir fragen uns, was machen wir im nächsten Sommer im Urlaub?
Segeln, eigentlich bei Bobermins keine Frage. Dann aber die große Überraschung unserer Söhne fliegen zur Türkei. So sind wir nur noch zu zweit. Wo sollen wir segeln und mit welchem Schiff? Immer mehr nimmt die Sehnsucht nach viel Sonne und Wind bei uns zu. Bekannte, mit denen wir über einen Segelurlaub im Süden reden, sind sofort begeistert und schließen sich an. So wird an einem kalten Wintertag in Prospekten geblättert und schnell wird ein passendes Schiff (Feeling 39) auf Mallorca gefunden und gebucht.
Im Juli 1998 geht es los. Aus dem verregneten Deutschland kommend landen wir in Palma de Mallorca.
Unsere Heimat für die nächsten 14 Tage heißt Tahiti. Sie ist zwar nicht mehr ganz neu, scheint aber in Ordnung zu sein.
Im Hafen liegen große Motor- und Segelyachten. Aber beim ersten Blick über die Kaimauer sieht man kaum ein Schiff auf dem Meer. So wird es auch fast die ganzen zwei Wochen sein. Volle Häfen, wunderbare, aber leider auch sehr volle Buchten in der Nähe der Häfen. Auf dem Wasser ist man alleine. Dieses Wasser ist glasklar und hat ein Farbenspiel, das man kaum beschreiben kann. Alles was wir in Büchern und auf Bildern gesehen haben wird von der Realität noch übertroffen.
Wir wollen Mallorca gegen den Uhrzeigersinn runden, weil das bei den vorherrschenden Windrichtungen im Sommer einen Törn mit wenigen Kreuzschlägen verspricht. Die an Bord vorhandene Karte ist nicht sehr detailliert und wir sind froh, einen guten Balearenführer mitzuhaben. Hier sind Ansteuerungspunkte und Hafenbeschreibungen sehr gut und informativ dargestellt. Mit Windstärken zwischen 2-4 segeln wir an der rauhen Küste Mallorcas entlang, wobei wir an der gebirgigen Westküste mit auch sehr kräftigen Fallwinden Bekanntschaft machen.
Da kaum Tonnen ausgelegt sind, muss man zeitweise sehr gut Ausguck gehen, um eine der Einfahrten in die Ankerbuchten zu finden. Aber dann wird man belohnt mit glasklarem Wasser und einer faszinierenden Landschaft. Wenn wir in den Buchten ankern, sind wir jedes Mal aufs Neue fasziniert, dass jedes Kettenglied und der Anker selbst in 6 Metern Wassertiefe noch zu sehen sind.
Abends in den Häfen sind die Liegeplätze knapp. Fast alle Plätze sind ACbelegt und trotzdem ist kaum Leben auf den umliegenden Schiffen. Mit der Zeit lernen wir den Grund dafür kennen. Die meisten Schiffe werden nur tagsüber benutzt, um in der nächsten Bucht der großen Tageswärme am LaACnd zu entfliehen. Abends gehen die Eigner in ihre Häuser zurück.
Zum Abendessen suchen wir möglichst Lokale, die spanische Küche bieten.
Teilweise haben wir dabei das Gefühl, im Wohnzimmer der Besitzer zu sitzen. Hier schmeckt das Essen am allerbesten. Der Fisch wird morgens vom Koch selbst gefangen und abends lecker zubereitet serviert.
14 Tage reichen aus, um gemütlich mit mehreren Hafentagen um die Insel zu segeln. Sie reichen aber nicht aus, um diese tolle und reizvolle Insel kennenzulernen. Gerne wären wir länger geblieben, aber unser Urlaub geht zu Ende und auch der Etat. Als Fazit können wir sagen: Es lohnt sich, diese herrliche Insel zu zu erleben.